Donnerstag, 27. September 2012

Der Lumpensammler




Der Lumpensammler

Ich saß an meinem Tisch im Garten,
nachdenkend über dies und das,
als plötzlich wider mein Erwarten,
Melodie so schön, die Stille durchbrach.

Erstaunt lief ich ganz schnell zur Straße,
ein kleiner Wagen fuhr vorbei,
mein Schatz auf meine Frage sagte,
dass dies der Lumpensammler sei!

Sah staunend nach dem bunten Wagen,
der langsam fuhr von Haus zu Haus
sah meine Nachbarn Sachen tragen
und räumen ihre Keller aus.

Wollt meinen Augen gar nicht trauen,
verwundert war ich, fassungslos,
nicht aufhör`n wollt ich mit dem Schauen
was man Ihm warf in seinen Schoß.

Die alte Standuhr von Herrn Scholz-
wie ehrfurchtsvoll hört ich sie schlagen,
aus wundervollem dunklem Holz,
auch sie lag auf dem kleinen Wagen.

Juliane stand am Straßenrand,
die Kindheit hielt sie in den Armen,
Teddys und Puppen in der Hand,
ohne Bedauern, kein Abschied, kein Klagen!

Das kleine Dreirad aus Haus Nr. 7
viele Kinder fuhren auf ihm einst so stolz,
wo ist die glückliche Zeit nur geblieben,
nun muss es weg, wie das Pferdchen aus Holz!

Der Lumpensammler griff gierig zu,
ein Lächeln lag auf seinen Lippen
Topfpflanze, Vogelkäfig, Teppich und Schuh,
er brauchte nicht einmal zu bitten.

Während ich so stand und schaute,
musste ich dran denken,
wie oft ich auf Gefühle baute,
Liebe und Freundschaft gern verschenkte.

Da griff auch mancher gierig zu,
hab großzügig gegeben,
manch Mensch warf sie weg im Nu,
Gefühle achtlos zertreten!

Ich sah dem kleinen Wagen nach
mit Tränen in den Augen,
voll gepackt bis unters Dach
mit Zeitzeugen die nichts mehr taugen.

Es liegt wohl in des Menschen Natur
mit Gefühlen und Dingen so umzugehen.
Doch kann ich Euch versichern nur,
Ich werde und will das niemals verstehen!

© Celine Rosenkind
  

5 Kommentare:

  1. Liebe Celine,
    so ist es, man muss die alten Dinge abgeben. Sicher hat man oft Tränen in den Augen deshalb. Aber wollte man alles behalten, brauchte man ein Haus.
    Mit den Gefühlen ist es etwas anders, die sollte man nicht wegwerfen. Leider werden sie oftmals zertreten, genau, wie Du so schön schreibst. Seufz ... ein schönes Gedicht.
    Liebe Grüße
    Anne

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  2. wunderschönes berührendes Gedicht!

    Lieben Gruss Elke

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  3. Liebe Celine,
    wehmütig habe ich die Worte gelesen. Was für eine Zeit ist es geworden, in der nicht nur schnell gelebt, sondern auch schnell vergessen und somit das Leben mitsamt seinen Erinnerungen so wenig wertgeschätzt wird ...
    Danke für dieses wunderbare Gedicht!
    Herzlichst
    Bettina

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  4. Liebe Celine,

    es hat mich angerührt und wenn ich zurückdenke, wo sind all die schönen Dinge geblieben, die man in seinem Herzen getragen hat? Jetzt weiß ich es. Die Lumpensammlerin hat sie fortgetragen.
    Danke
    Rolf

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  5. Liebe Celine,
    dieses Gedicht ist eine ganze Geschichte. Und es geht
    nicht um unsere Wegwerfgesellschaft. Gefühle vergessen,
    Menschen verlassen, Freundschaft zählt nichts mehr.
    Doch in Nostalgie verweilen ist manchmal sehr lehr- und
    hilfreich. Es gibt so manches welches ich bewahren werde
    und verstehen tue ich die anderen auch nicht, doch ich
    respektiere ihre Entscheidungen sich zu trennen.
    Herzliche Grüße an dich
    Helga

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Herzlichen Dank für Ihren Kommentar. Ich würde mich freuen, wenn sie bald wieder vorbei kommen. Leider kann ich nicht immer jedem einzeln antworten.
Mit lieben Grüße Celine Rosenkind