Die Kirchgängerin
Pünktlich
Sonntags um halb zehn
sah
ich sie zur Kirche gehen.
Eingehüllt
in schwarz ganz züchtig,
denn
sie nahm die Kirche wichtig.
Mit
kalten Augen und einem Lächeln
kam
sie oft auch an mir vorbei,
ich
grüßte sie leise, fast ehrerbietig,
doch
sie sah durch mich hindurch,
so,
als ob ich ein Niemand sei.
Klein kam ich mir vor und ich fragte mich:
“Hat
sie unseren Gott lieber als ich?“
In
der Kirche da saß sie in der Reihe ganz vorn,
damit
ihr kein Wort der Predigt ginge verlorn.
Ja,
so erlebte ich sie an heiligen Tagen,
glaubte
fest, sie würde viel Liebe in sich tragen.
Doch
eines Tages, da wurde mir klar,
dass
alles nur Maskerade war.
Es
war im Sommer, im Schlussverkauf,
ich
ging durch ein Kaufhaus
sah
die Menschen im Rausch,
mit
Gier in den Augen auf Schnäppchenjagd,
die
wohl keiner verpassen mag.
Auch
ich stand am Wühltisch und fand dort ein Stück,
doch
plötzlich zog jemand dran, riss es wieder zurück!
Erstaunt
sah ich auf, wollte höflich was sagen,
doch
da traf mich ein Blick, kaum zu ertragen,
aus
jenen Augen, die beim Kirchgang so warm,
sie
riss weiter und ich zog zurück meinen Arm.
Blieb
sprachlos nur stehn, um sie anzuschaun,
sie
bebte vor Zorn, ich glaubte es kaum,
versuchte
vergeblich, sie zu verstehen,
um
dann wortlos ihr den Rücken zu drehen.
An
jenem Tag hab ich endlich begriffen,
dass
fromm aussehende Menschen nicht gut sein müssen.
Im
Alltag zu strahlen und gütig zu sein
ist
mehr wert, als nur Sonntags ein Christ zu sein!
©
Celine Rosenkind
So sind die Menschen, überwiegend in einer Maske unterwegs, die sie zu bestimmten Zeiten wechseln oder sie überziehen wie eine zweite Haut. Solche Erlebnisse hatte auch ich!
AntwortenLöschenHallo Celine,
AntwortenLöschenich bin in der Bloggerwelt am Stöbern und habe dich hier entdeckt. Dieses Gedicht ist dir sehr schön gelungen. Solche Menschen kennt sicher jeder.
Schöne Grüße, Johanna